Dienstag, 2. Juli 2013

Der Schweiz-Meyer

Berät den "Blick" und interviewt "herausragende Intellektuelle"

Frank A. Meyer ist ein Journalist aus der Schweiz, der die Boulevard-Zeitung "Blick" berät. Gibt es da nicht noch einen? Altkanzler Gerhard Schröder! Ob auch Meyer Putin für einen "lupenreinen Demokraten" hält, müsste ich googeln, aber den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert wird er dafür halten. Der ist gestern auf 3sat sein Gesprächspartner gewesen.

Wenn sich Intellektuelle unterhalten, fragt man sich oft, wann die endlich ihre Bibliotheken verlassen, den Staub von Büchern blasen und dem "Volk aufs Maul" schauen. Lammert vertritt die Auffassung, dass gemeinsame Überzeugungen wichtig sind für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Kann er. Man muss seine Überzeugungen schließlich nicht teilen. Das ist mir gestern Abend besonders leicht gefallen, als der Journalist aus der Schweiz, der übrigens bei jedem Gespräch sein Heimatland als leuchtendes Beispiel darstellt, das Gespräch auf  "die 68er" brachte. In Windeseile wurde diese Generation auf Rudi Dutschke reduziert, Lammert bescheinigte ihm eine hohe Intelligenz und eine große Redegewandtheit, sicher war der Bundestagspräsident auch: "Den Weg von Joschka Fischer wäre er nicht gegangen."

In meiner Broschüre "Blumen im Haar - Philishave am Kinn - Polizeiknüppel im Nacken" habe ich eine Bundestagsdebatte dokumentiert, die am 9. Februar 1968 stattfand. Der CDU-Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger schrieb damals Demonstrantinnen und Demonstranten ins Stammbuch, dass jeder seine Meinung frei äußern dürfe, da man aber in einem Rechtsstaat lebe, "in dem niemandem erlaubt ist, seine Meinung durch Gewalt auszudrücken", müssten Gesetz und Recht geachtet werden. Was aber am 2. Juni 1967 nicht für den Polizeibeamten gegolten hatte, der in Berlin den Studenten Benno Ohnesorg ermordete?

Kann und darf man Überzeugungen mit jemandem teilen, der mit zweierlei Maß misst?  Soll Zusammenhalt mit Lügen erkauft werden? Norbert Lammert mag Multikulti für gescheitert halten, in Wirklichkeit scheitert sein Gesellschaftsmodell an so genannten "hochgestellten Persönlichkeiten", die jedes Vertrauen unterhöhlen. Das zu erkennen, dafür ist er zu intellektuell?